Zuckerkrank....oder wie Alles begann!
Als ich 1982 nach 6 Jahren der Bundeswehr Adieu sagte, ahnte ich noch nicht, dass mein neuer Arbeitgeber maßgeblich für mein Hobby mitverantwortlich sein würde. Ich wurde Außendienstmitarbeiter bei
einer Firma für Gastronomie-Bedarf und kam fast in ganz Deutschland rum. Unbewußt nahm ich immer wieder mal ein Stückchen mit nach Hause, dazu kamen Urlaubsmitbringsel. Irgendwann lagen diese Würfel
in einem Haufen vor mir und ich fasste den Entschluß: Sammeln! Nur wie kommt man außer durch Cafe- und Restaurantbesuche an weitere Exemplare. Es war die Zeit der Anzeigenhefte wie „Sperrmüll“, „Such
und Find“ oder „Das Inserat“. Die Anzeigen waren kostenlos und manchmal wurde sogar Zucker zum Kauf angeboten. Nach mehreren Anzeigen, teilweise im Ausland, meldete sich nach einer Annonce der
private Rundfunksender Pro Radio 4 aus Ludwigshafen bei mir und strahlte ein Interview aus. Die Resonanz war echt super, ich bekam sogar Zucker aus Hamburg geschickt. Nachdem ich die ersten Würfel
noch in Plastikkästen aus dem Baumarkt lagerte, war nun Handlungsbedarf. Ich fand auf dem Sperrmüll einen Schreibtisch mit zwei Rollschränken. Arbeitsplatte runter, Schränke übereinander,
fertig!?
Ja, aber nur für kurze Zeit, denn wegen der Annoncen kam immer neuer Zucker dazu. Auf einem Flohmarkt traf ich damals einen Händler, der mir die Adresse der EGZ gab. Das Ergebnis des ersten
Tauschtags (Lauterbach) sprengte wieder die Lagerkapazität. Da kam ein alter Küchenhochschrank gerade recht. Über meine Firma kaufte ich Setzkästen mit Plexiglasdeckel, entfernte die Einteilungen und
machte Schubladen daraus. Auflageschienen machte ich mir während der Mittagspause im Betrieb, sodaß ich nun einen zweiten Schrank hatte, in dem ich bereits nach Serien und Werbewürfeln unterschied.
Die immer wieder ankommenden Tüten (Sticks gab´s ja noch nicht) wurden wahllos in Klarsichthüllen eingeschweißt. Sie wurden mein Stiefkind und sollten es auch bleiben. Zwischendurch kam man immer mal
wieder auf die Idee, das Ganze doch professioneller zu lagern, am liebsten in großen Schränken mit viel Platz. Architektenschrank mit Schubladen DIN-A 0, das wäre doch das Richtige. Leider kostete
damals ein solcher Schrank mit gerade mal 5 Schubladen locker 1000,- DM, das war nicht drin. Vielleicht habe ich so oft davon geträumt, dass der liebe Gott sagte, dem Mann muß geholfen werden. Ein
Bekannter meldete sich bei mir und fragte, ob ich Interesse an Architektenschränken hätte, die Fachhochschule in Bingen würde neu gebaut, das alte Mobiliar würde verkauft. Rein ins Auto und nichts
wie hin. Ein Architektenschrank mit zehn Schubladen für 10,00 DM!!!! Traumhaft! Ich besorgte mir einen Anhänger und kaufte 3 Schränke, mehr Platz hatte ich damals nicht. So groß war meine Sammlung ja
doch nicht, 30 Schubladen sind echt genug. Da ich damals im Kindergartenausschuß war besorgte ich für den auch noch 4 Schränke für Zeichenmaterial und damit war dieses Kapitel erstmal abgeschlossen.
Ungefähr 3 Jahre war ich mit dieser Lösung mehr als zufrieden, die Sammlung wuchs und die Schubladen füllten sich langsam. Ich hatte schon lange Kontakt mit Nicole Welz (damals noch Klotsch) die von
einer Stuttgarter Sammlerin eine riesige Sammlung übernommen hatte. Wir tauschten so vor uns hin, bis Nicole in Miete zog und keinen Platz mehr für die Würfel hatte. Sie wollte alle meine Tütchen
gegen ihre Würfel tauschen. Ich fuhr zu Nicole lieferte alle meine Tütenordner inkl. Der unsortierten Tüten und bekam 168! Holzkästchen, Schreinerqualität mit passendem IKEA-Regal. Ich überschlug
damals die Menge mit ca. 30.000 Stk.(Noch heute sind ca. 16.000 davon in Bearbeitung plus die, die immer wieder von Tauschtagen dazukamen). Mein Hobby sprach sich herum und nach zwei
Zeitungsberichten kamen wieder jede Menge Neue dazu. Nun war es endgültig an der Zeit, sich für eine Sortierart zu entscheiden. Ich legte mich fest und sortierte Serien nach Motiven und In- oder
Ausland, unterschied Raststätten, Bahnhöfe und Krankenhäuser. 1er-Würfel, 3-er Würfel, die Flachpacks aus Österreich, Schleifen, die neuen Pyramiden kamen separat. Die Kaffeeröstereien bekamen eine
eigene Schublade, ausserdem wurden DDR, UDSSR, USA und die kleinen Tate & Lyle getrennt. Beim deutschen Rest unterschied ich nach den heute üblichen Formaten und den aus den Fünfzigern und
Sechzigern. Diese sortiere ich momentan nach der Grundfarbe (z.B. Weiß m. blauer Schrift) und innerhalb dieser Farbe nach dem Alphabet. Wenn es erstmal steht, ist das sortieren schnell gemacht.
Probleme habe ich lediglich bei den vielen Formaten aus dem Ausland, da hapert es immer mal wieder, aber es ist trotzdem überschaubar. Zwischenzeitlich habe ich durch bezirzen der
Kindergarten-Leiterin zuerst zwei, dann noch einen Dritten (von besorgten 4) Architektenschränken zurückgebettelt, sodaß ich jetzt 60 Schubladen zur Verfügung habe, welche mit Hilfe der Holzkästen
von Nicole zweilagig belegt sind. Mittlerweile bin ich dazu übergegangen, die vorhandenen Sticks in meiner Mittagspause im Betrieb zu sortieren und mit dem Lötkolbenrädchen (Funktioniert super mit
Hüllen mittlerer Qualität) einzuschweißen. Hier habe ich sortiert nach Serien, Hersteller (Daddy, Beghin Say, Bistrozucker) Farbe/Alphabet. Wie gesagt kam ich zwischendurch einmal im Regionalen Radio
und mehrfach in regionalen Tages- und Monatszeitungen in Berichten zu Wort und ins Bild. Auch diese Berichte sorgten für jeweils regen Nachschub. Ausserdem wurden mehrere Exponate meiner Sammlung bei
einer Ausstellung im Kaiserpfalz-Museum Ingelheim zum Thema Zuckerrüben ausgestellt. Hierbei entdeckte das Heimatmuseum Hessheim-Heuchelheim aus der Pfalz diese geballte Informationsflut und macht
vom Januar bis März 2008 eine Sonderausstellung. Da ich ein Ebay-Süchtiger bin, habe ich mittlerweile hunderte von Dingen rund um unser Sammelgebiet ersteigert. Aktien, Bücher, Zuckergussfiguren,
Modell-Lkw´s, Rechnungen, Pins, alle möglichen Werbeartikel, Zuckerrohr und, und, und warten darauf, dass einer meiner Söhne (19 und 17 J.) mal aus dem Hotel Mama auszieht und Platz macht für die
Sammlung, diese lagert nämlich traurigerweise in der Hobbywerkstatt und steht der Kreativität öfters mal im Wege. Leider habe ich aus der Anfangszeit meiner Sammlung keine Fotos mehr, der aktuelle
Stand ist auszugsweise unten zu sehen. Mein Fazit nach fast 25 Jahren: Ein Hobby, dass man bei viel Mundpropaganda relativ günstig betreiben kann (Ich bekomme pro Woche allein 3-4 mal Zucker von
Kunden oder Freunden gebracht), man sollte sich aber frühzeitig Gedanken darüber machen, was man sammelt und wie man es persönlich am sinnvollsten sortiert. Auf jeden Fall weit Vorausschauen, wenn
nicht, kann´s Euch gehen wie mir.
TERMIN: Am 02.06.2011 war der SWR mit einem Fernsehteam bei mir. Wer den Bericht nochmal schauen will, unter SWR Fernsehen, Sendungen A-Z, Hierzuland anwählen und Manubach
aufrufen.
2017 war es endlich soweit, ich konnte meinen Hobbyraum in ein kleines Zuckermuseum umbauen, das "Zuckerstübbche" war geboren. Mit einer Wochenendveranstaltung mit Kaffee und Kuchen, Sammlerflohmarkt und viel guter Laune konnten wir für die Vortour der Hoffnung insgesamt 650 € Spenden sammeln.
In der Folge und bis heute wurden mir von vielen Seiten ganze Sammlungen von ehemaligen Sammlern übergeben, welche entweder ins Museum oder auf Sammlertage wanderten.
Bei YouTube könnt ihr euch Impressionen unter den Stichworten "Zuckerausstellung" und "Zuckerstübbche" anschauen. Viel Spaß
...und hiernoch ein paar Impressionen von Paulchen´s Zuckerwelt:
Original Steiff-Bär mit Original Zuckerwürfel der Steiff-Kantine
Zuckerausstellung 2010 in unserer Garage, siehe auch unter Youtube: Stichwort Zuckerausstellung. Dort findet Ihr ein Video der Ausstellung.
Am 21. und 22. Mai 2022 hatte ich wieder mein Zuckerstübbche geöffnet. Es gab viel zu sehen und für das leibliche Wohl war auch gesorgt. 80 Besucher und
€ 520,00 für die Vor-Tour der Hoffnung waren der Lohn für die viele Arbeit. Selbstverständlich ist mein kleines Museum nach telefonischer Anmeldung jederzeit auch zugänglich.
Meine Kontaktadesse für alle "Zulieferer":
Walter Paulen, Rheingoldstraße 139, 55413 Manubach
Tel.: 06743/2261, Email: Walter@Paulen.de